Gewalt im Alter: Ein unterschätztes Massenphänomen

Am 7. Mai 2025 versammelten sich über 190 Fachpersonen aus Medizin, Pflege, Betreuung, Recht und Politik im Auditorium Ettore Rossi des Inselspitals Bern, um sich mit einem oft tabuisierten Thema auseinanderzusetzen: Gewalt im Alter. Die von der Universitätsklinik für Notfallmedizin organisierte Fachtagung «Häusliche Gewalt / Gewalt im Alter» bot eine Plattform für den interdisziplinären Austausch und die Diskussion von Handlungsansätzen.

Gewalt im Alter ist kein Einzelfall, sondern ein unterschätztes Massenphänomen, wie Ruth Mettler Ernst vom Kompetenzzentrum Alter ohne Gewalt betonte. Gewalt im Alter manifestiert sich in verschiedenen Formen – physisch, psychisch, finanziell, medikamentös oder durch körperliche Übergriffe mit grenzverletzendem Charakter. Doch die meisten Betroffenen sprechen nicht darüber, aus Angst, Scham oder fehlendem Zugang zu Hilfe.

Die Rolle der Fachpersonen

Fachpersonen im Gesundheitswesen spielen eine Schlüsselrolle bei der Wahrnehmung, Einschätzung und Weiterleitung von Verdachtsmomenten. Doch auch sie stehen vor Herausforderungen, insbesondere bei der Abwägung zwischen Berufsgeheimnis, Meldepflicht und Schutzauftrag. „Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs – es braucht gesellschaftliche Aufmerksamkeit und politische Entschlossenheit“, erklärte Manuela Kocher Hirt, Grossrätin aus Bern.

Unterstützung für pflegende Angehörige

Auch pflegende Angehörige stehen unter Druck und benötigen Unterstützung, bevor Überlastung in Grenzverletzungen umschlägt. Die Tagung machte deutlich, dass Gewalt im Alter kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem ist, das alle Bereiche des Gesundheitswesens betrifft.

Aufruf zum Handeln

Die Fachtagung endete mit einem klaren Aufruf: Es liegt an uns allen, genau hinzusehen, fachlich zu handeln und gemeinsam ein sicheres Umfeld für ältere Menschen zu schaffen. Die Veranstaltung wurde von der Universitätsklinik für Notfallmedizin des Inselspitals Bern organisiert und bot wertvolle Impulse für die zukünftige Arbeit im Umgang mit Gewalt im Alter.

Fachtagung Häusliche Gewalt im Beitrag von TeleBärn

Save the date: Die dritte Fachtagung Häusliche Gewalt findet am 11. Mai 2026 im Inselspital statt.

Prof. Dr. med. Thomas Sauter, MME, Leitender Arzt der Universitätsklinik für Notfallmedizin am Inselspital, eröffnete die Veranstaltung.
Dr. med. Susanne Eichenberger, Spitalfachärztin, Universitätsklinik für Notfallmedizin, moderierte den Event
Grosses Interesse und über 190 Personen im Auditiorium Ettore Rossi
Lis Füglister, Leiterin Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt Sicherheitsdirektion des Kantons Bern
Applaus für die Referent:innen aus dem Publikum
Manuela Kocher Hirt, Grossrätin Kanton Bern
Dr. med. Eleonora Torchetti, Oberärztin, Universitätsklinik für Notfallmedizin, moderierte den Event
Panel-Diskussion mit allen Referent:innen
Aktive Fragegrunde Raum
Ruth Mettler Ernst, Geschäftsleiterin Nationales Kompetenzzentrum Alter ohne Gewalt
Ciro Papini, MLaw, Mitarbeiter Rechtsdienst FMH, SIM Bildungsbeauftragter Westschweiz und Tessin
Sandra Pfeiffer, Fachexpertin Pflege & Betreuung Frienisberg „Üses Dorf“, CAS Forensic Nurse UZH